Forschungsziele & Umsetzung

Der Verein „Institut Forschung Listenhunde e.V.“ möchte durch umfangreiche Studien in vielen unterschiedlichen Bereichen u.a. eine Empfehlung zu einem bundeseinheitlichen, sinnvollen Hundegesetz geben.

1. Beißstatistik
Ziel: Es gibt bis heute keine bundeseinheitliche Beißstatistik – so bezieht sich nicht jede ländereigene Beißstatistik auf die einzelnen Hunderassenpopulationen, die gebissen haben. Dies ist aber elementar, um eine statistisch auswertbare Aussage treffen zu können, ob gelisteten Hunde, im Vergleich zu den nicht gelisteten Rassen, vermehrt an Beißvorfällen beteiligt sind. Auch sollte Augenmerk darauf gelegt werden, in welcher Situation ein Hund gebissen hat, um diese Vorfälle zukünftig reduzieren oder vermeiden zu können. Ein zentrales Hunderegister (wie schon in einigen Bundesländern vorhanden) und eine Meldepflicht für Hundebisse von Human- und Veterinärmedizinern sollte ein Baustein für eine auswertbare Beißstatistik und zur Aufklärung der Hundebisssituation sein.

Umsetzung: Eine bundeseinheitliche Hundebeißstatistik könnte Auskunft darüber geben, welche Hunderassen vermehrt beißen. Bisher führt leider jedes Bundesland seine ganz eigene Hundebeißstatistik. In der Dissertation von Dr. Kathrin Roiner-Frenzel zum Thema „Beißvorfälle unter Berücksichtigung der Hunderassen in Deutschland und Umfrage bei Hundebisspatienten in vier Berliner Kliniken“ aus dem Jahr 2017 wurden die einzelnen Statistiken aus den Bundesländern ausgewertet. So konnte für jede einzelne Hunderasse eine Wahrscheinlichkeit berechnet werden, auffällig zu werden im Vergleich zu anderen Hunderassen. So wurde z. B. erörtert, ob die gelisteten Hunde in diesem Jahr vermehrt gebissen haben. Auf dieser fundierten Auswertung soll aufgebaut werden.

 

2. Biss gleich Biss?
Ziel: Wie kam es zum Beißvorfall gegenüber Mensch und/oder Tier. Wie schwer ist der Biss gewesen und in welcher Situation kam es dazu? Was passiert mit dem Opfer und dem Hundehalter nach der  Beißsituation? Was geschieht mit dem Hund, der gebissen hat? Dies sind zentrale Fragen, die es abzuklären gilt, um in Zukunft besser handeln zu können.

Umsetzung: In den Dissertationen von Ursula Horisberger zum Thema „Die Epidemiologie von Hundebissverletzungen in der Schweiz - Merkmale von Opfern, beißenden Hunden und Umständen“ aus dem Jahr 2004 und Dr. Kathrin Roiner-Frenzel zum Thema „Beißvorfälle unter Berücksichtigung der Hunderassen in Deutschland und Umfrage bei Hundebisspatienten in vier Berliner Kliniken“ aus dem Jahr 2017 wurden Hundebisse an Menschen in verschiedenen Kliniken untersucht. Hierbei wurde folgende Fragen versucht aufzuklären:

  • Wie schwer war der Biss?
  • In welcher Situation geschah der Biss?
  • Wie alt waren Mensch und Hund an diesem Tag?
  • War der beißende Hund fremd oder bekannt/eigen?
  • Was geschah nach dem Biss mit dem Hund?

Andere Studien untersuchten die posttraumatischen Störungen nach einem Hundebiss bei Menschen. An dieses Studien wird weiter gearbeitet und Auswertungen detailliert festgehalten.

 

3. Hundeverordnung
Als Teilschritt vor einem Gesetz wäre eine bundesweite Hundeverordnung wünschenswert, die sich vor allem in den Hundehaltereignungstests gleicht.

 

4. Verhaltenspsychologische Aspekte
Ziel: Das Hund-Halter-Team sollte eine gut funktionierende Einheit bilden. Das ist aber leider nicht immer der Fall. So kann es zu Missverständnissen im Umgang mit dem Hund kommen.

Umsetzung: Deswegen müssen folgende Fragen geklärt werden:

  • Wie funktioniert eine Hund-Halter-Team?
  • Was funktioniert in dieser Beziehung nicht und warum nicht?
  • Was kann das für weitreichende Folgen haben?
  • Wie agiert der Hund mit einem anderen Familienmitglied oder z. B. mit dem Hundetrainer?

Falls hier ein Unterschied bestehen sollte, muss abgeklärt werden, warum das so ist. Dies kann umgesetzt werden, in dem Familienhunde unterschiedlicher Rassen einen Wesenstest mit verschiedenen Familienmitglieder am selben Tag durchlaufen. Ein Sachverständiger muss dann beurteilen, warum es mit einem Familienmitglied zu einer gefährlichen Situation für Mitmenschen oder andere Tiere kommen könnte.

Ebenfalls soll eine Studie laufen in der, der aktuelle Erziehungsstand verschiedener Hunde festgehalten wird. Hier gilt der Gehorsam, eventuelle Aggressivität, sowie das Verhalten der Hunde in den Alltagssituationen des jeweiligen Halter-Hund-Gespannes zu prüfen. Sachverständige und Trainer werden hier Auswertungen erstellen mit denen dann ggfls. an einer Veränderung gearbeitet werden kann.

 

5. Wesenstest bei verschiedenen Hunderassen
Ziel: Lässt man Listen- und Nicht-Listenhunde den gleichen Wesenstest durchlaufen, muss beobachtet werden, wie sich die einzelnen Rassen in identischen Situationen verhalten. Kann hieraus ein verlässliches Fazit gezogen werden, dass eine Rasse sich häufig in einer bestimmten Situation, im Gegensatz zu einer anderen Hunderasse, gleich verhält?

Umsetzung: Hierzu gibt es umfangreiche Untersuchungen von Tina Johann zum Thema „Untersuchung des Verhaltens von Golden Retrievern im Vergleich zu den als gefährlich eingestuften Hunden im Wesenstest“ aus dem Jahr 2004 und Angela Mittman zum Thema „Untersuchung des Verhaltens von 5  Hunderassen und einem Hundetypus im Wesenstest“ aus dem Jahr 2002. Hier kann man erneut eine statistisch valide Anzahl von Hunden einer nicht gelisteten Rasse im Vergleich zu gelisteten Hunderassen einen Wesenstest durchlaufen lassen. Kann Aggression in bestimmten Situationen den gelisteten Hunderassen oder einer anderen Rasse zugeordnet werden?

 

6. Wesenstest und Aggression
Im Wesenstest wird u.a. geprüft, ob sich ein Hund aggressiv einem Menschen und/oder einem anderen Tier gegenüber verhält. Kann eine solche Aggressivität beim Vergleich mehrere unterschiedlicher Rassen, bestimmten Hunderassen zugeordnet werden? Wie durchlaufen Listenhunde den Wesenstest im Vergleich zu nicht gelisteten Hunden?

Umsetzung: siehe Punkt 5

 

7. Genetik-Grundforschung
Im Laufe der Evolution des Wolfes zum Begleiter des Menschen wurden viele unterschiedliche Verwendungszwecke den Hunden zuteil. Jagdhelfer, Bewacher des Besitzes, Schoßhunde, Blindenhunde und auch Sportobjekte wie Kampfhunde oder Rennmaschinen. Aber was macht denn den Hund zum Jagdhund oder zum Kampfhund? Kann man Gene bestimmen, die diese verschiedenen Eigenschaften bedingen?

 

8. Rassegutachten/Phänotypisierung
Ziel: Leider kommt es nicht selten vor, dass bei ein und derselben DNA-Beprobung eines Hundes unterschiedliche Testergebnisse bei dem selben Labor oder bei einem anderen Labor vorkommen. Dieses Ergebnis ist indiskutabel, da von dieser Bewertung evtl. die Einstufung eines Hundes abhängt. Genauso verhält es sich bei der Phänotypisierung eines Hundes durch einen Beamten z. B. des Veterinäramtes. Wie zuverlässig sind diese Leute geschult, worauf basiert ihr Wissen? Beide Probleme der Unzuverlässigkeit der DNA-Auswertung und der Fachkenntnis dieser Beamten müssen dringend verbessert werden.

Umsetzung: Von diesen Ergebnissen hängt oft die Einstufung eines Hundes ab. Genauso verhält es sich bei der Phänotypisierung eines Hundes durch Beamte, Sachverständige oder Gutachter. Wie zuverlässig sind diese Leute geschult? Worauf basiert ihr Wissen? Auf welcher genauen Gesetzgebung soll die Rasse ermittelt werden (Einkreuzung verschiedenster Rassen bis zur F5-Generation)? Hier werden die einzelnen Landesregierungen aufgefordert eine detaillierte Stellungnahme zur Rassefeststellung abzugeben. Die Zuverlässigkeit von DNA-Auswertungen und Phänotypisierungen müssen dringend verbessert werden. Betrug und Fehler sind hier exorbitant hoch, weshalb diese zukünftig nur noch als Anhaltspunkte dienen sollten. Hierzu werden mehrere taggleiche Proben (Tupfer und Blut) desselben Hundes an verschiedene Labore und zu unterschiedlichen Zeiten eingeschickt. Die Ergebnisse werden dann statistisch ausgewertet. Zusätzlich werden an Mitarbeiter von Gemeinden und Ämtern Fragebögen über die Vorgaben und den Prozess der Einordnung eines Hundes geschickt und ausgewertet.

 

9. Dilute-Gen-Defekt
Ziel: Die Mutation, die zur Aufhellung der Fellfarbe bei verschiedenen Hunderassen führt, wird als Dilute-Gen bezeichnet. Es konnten neben dieser Mutation Veränderungen beobachtet werden, die nicht positiv waren. Hierzu zählen vermehrte Aggression und erhöhte Krankheitsanfälligkeit gerade im Allergiebereich. Diese unerwünschten „Nebenwirkungen“ dieser Gen-Mutation müssen deswegen weiter erkannt und wissenschaftlich untersucht werden.

Umsetzung: Hierzu werden Hundehalter eines Hundes mit Dilute-Gen gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Weiterhin können Umfrageteilnehmer mit ihrem Hund ein Wesenstest durchlaufen. Sachverständige/Trainer halten die Trainingsergebnisse fest und werten diese aus.

 

10. Erkrankungen als Auslöser für Aggressionen
Ziel: Schmerz und Unwohlsein verändert das Verhalten. Dies Phänomen kennt man von sich als Mensch. Aber wie beeinflussen Schmerz und z.B. Juckreiz durch Allergie das Verhalten eines Hundes. Dies gilt es ebenso aufzuarbeiten.

Umsetzung: Hierzu werden verschiedene Hunde u.a. auch aus Tierheimen an dieser Forschung teilnehmen. Die Auswertungen erfolgen dann über Tierärzte, Sachverständige und Hundetrainer. Zusätzlich werden Hundehalter mit verschiedenen Rassen gebeten sich online an einer Fragebogenaktion zu beteiligen.